Kernkraftwerk Gundremmingen
Bj: 1962
Stilllegung: 31. Dezember 2021
Elek. Bruttoleistung bei Stillegung: 1344 MW (Netto: 1288 MW)
Elek. Nettoleistung Block A: 237 MW
Elek. Nettoleistung Block B: 1.284 MW
Elek. Nettoleistung Block C: 1.288 MW
Eingespeiste Energie im Jahr 2009: 20.665,054 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme: 477.529,66 GWh (21036,5 Kilo an U235)*
Baukosten: Ca. 360 Mio DM
Kühlturmhöhe: 161 m
Kühlturmbasisdurchmesser: 128,8 m
Nachdem die Stadt Nürnberg wegen ihrer Trinkwasserschutzgebiete im Mündungsgebiet des Lechs gegen den anfangs
geplanten Standort Bertoldsheim an der Donau (zwischen Donauwörth und Neuburg an der Donau) protestiert hatte,
wurde rund 50 Kilometer donauaufwärts in Gundremmingen (zwischen Dillingen und Günzburg;[4] nächstgelegene
Großstädte sind Augsburg und Ulm) Deutschlands erstes Großkernkraftwerk[5] am 13. Juli 1962 beantragt, schon am
14. Dezember 1962 genehmigt und im Dezember 1966 in Betrieb genommen.
Die Blöcke B und C sind zwei benachbarte, baugleiche Blöcke. Sie setzen sich aus jeweils einem Reaktorgebäude,
einem Maschinenhaus und einem 161 m hohen Naturzug-Nasskühlturm zusammen.
Der Reaktorblock A erlitt 1977 bei dem Störfall einen wirtschaftlichen Totalschaden.
Mit der Genehmigung wird auch die Ableitung radioaktiver Stoffe über den 118 m hohen Kamin erlaubt. Maximal
zulässige Radioaktivitätsabgabe pro Jahr: 50 MBq für aerosolförmige Radionuklide mit Halbwertszeiten von mehr
als 8 Tagen (außer 131I), maximal 0,5 MBq für 131I und maximal 100.000 MBq für Tritium.
Die Dreieckstraversen am unteren Ende des Kühltürms, durch denen die Zugluft in den Kühlturm einströmt, sind
zehn Meter hoch. Beide sind Naturzug-Nasskühltürme in einer besonderen nicht linearen Form, was die Luftströmung
positiv beeinflusst. Dadurch sinkt der Widerstand des Kühlturms gegen die Luft und begünstigt die Stabilität des
Stahlbetons.
Im November 1975 kam es zu einem Unfall, bei dem erstmals in der Bundesrepublik Deutschland Menschen in einem
Kernkraftwerk ums Leben kamen. Zwei Schlosser, Otto Huber, 34, und Josef Ziegelmüller, 46, hatten am 19.
November 1975 um 10:42 Uhr den Deckel eines Ventils am Primärwasser-Reinigungskreislauf von Block A demontiert,
um eine fehlerhafte Stopfbuchse zu tauschen. Zuvor wurde der Reaktor gegen sechs Uhr abgeschaltet und drucklos
gemacht. Die Arbeiter hatten die Leitung, in der das defekte Ventil saß, mit zwei Absperrventilen stromaufwärts
und abwärts vom System getrennt. Der Ventildeckel platzte beim Lösen unerwartet ab. Unbemerkt befand sich in
diesem Teil der Leitung gespanntes Wasser mit einem Druck von 65 bar und ca. 265 °C, welches beim Abplatzen des
Deckels teilweise verdampfte und dabei die beiden Arbeiter schlagartig verbrühte. Während Huber sofort starb,
versuchte Ziegelmüller noch, zur Personenschleuse zu rennen, brach aber ebenfalls unter Schmerzen kurz davor
zusammen. Ziegelmüller wurde kurze Zeit darauf mit dem Hubschrauber in eine Ludwigshafener Spezialklinik für
Verbrennungen gebracht und starb einen Tag danach. Während des Flugs nach Ludwigshafen konnte er den Unfall
allerdings noch schildern.
Kernkraftwerk Gundremmingen, Dr.-August-Weckesser-Straße 1, 89355 Gundremmingen
16.12.23
Quellen
*22 700 000 kWh (1Kg U235)